Covid-19 Rapid Response 2020EI-COV20-022

Lernen im Ausnahmezustand - Risiken und Chancen


Principal Investigator:
Status:
Abgeschlossen (01.04.2020 – 14.05.2023)
GrantID:
10.47379/EICOV20022
Fördersumme:
€ 49.860

Das Projekt “Lernen im Ausnahmezustand“ ist im Frühjahr 2020 zwei Fragen nachgegangen, die sich bereits mit den ersten Schulschließungen stellten: (1) Verteilen sich die Belastungen und negativen Folgen der Schulschließungen im Frühjahr 2020 sozial ungleich und verstärken so die sozial ungleiche Verteilung von Bildungschancen in Österreich? (2) Bietet das Home Learning auch Chancen für selbstorganisiertes Lernen, neue Freiräume und Formate?

Befragt wurden 503 Schüler_innen und 257 Eltern aus insgesamt 614 Familien und 141 Lehrer_innen aus insgesamt elf Schulen verschiedenster Schultypen in Wien zu drei Zeitpunkten: Während der Schulschließungen im April, nach der teilweisen Schulöffnung im Mai/Juni und in einer bilanzierenden Umfrage kurz vor den Sommerferien. Um ein besseres Bild der Bedingungen in sozialstrukturell benachteiligten Familien zu gewinnen, wurden zusätzlich Sozialarbeiter_innen, Integrationslehrer_innen und andere Expert_innen interviewt, die diese unterstützen. Um Verbesserungsvorschläge zu konkretisieren, haben wir die Ergebnisse gemeinsam mit einem aus den befragten Schüler_innen rekrutierten „Schüler_innen-Beirat“ diskutiert und validiert, und ein gemeinsam verfasstes Manifest öffentlich präsentiert.

In der Tat waren Belastungen und Herausforderungen des Lernens zuhause sozial ungleich verteilt. Schwierigkeiten beim Lernen, sowie Überforderung und Verunsicherung berichteten überproportional Schüler_innen aus niedriger qualifizierten Familien und deren Eltern, jene aus mehrsprachigen Familien und Kinder von Alleinerziehenden. Überraschender war, dass auch Schüler_innen über 14 Jahre sowie Mädchen und junge Frauen von mehr Überforderung und Verunsicherung berichteten. Den sozialstrukturell benachteiligten Gruppen ging es mit der teilweisen Schulöffnung wesentlich besser und die Abstände zu den Begünstigteren verringerten sich. Unter den Eltern berichteten außer den geringer Qualifizierten auch Mütter im Homeoffice von höheren Belastungen – das Homeoffice war schlecht mit den Betreuungsnotwendigkeiten beim Distanzlernen vereinbar. Lehrer_innen waren auf das digitale Lernen suboptimal vorbereitet: Weniger als die Hälfte hatte bereits zuvor Plattformen im Unterricht verwendet, und nur knapp die Hälfte wollte sie weiterverwenden. Sie waren sich der sozial ungleichen Auswirkungen des Distanzlernens bewusst und versuchten teils auch, benachteiligte und leistungsschwächere Schüler_innen intensiver zu betreuen.

Zur Weiterentwicklung der Schule und des Lernens wünschen sich Schüler_innen, Eltern und Lehrer_innen sowohl mehr Selbstbestimmung und Selbstorganisation beim Lernen als auch intensivere und individuellere Betreuung. Beides ist durch digitale Angebote nicht zu ersetzen, sondern unabdingbare Voraussetzung für eine sinnvolle Digitalisierung der Schule.

 
 

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